
Vor 2 Jahren entdeckte ich meine Leidenschaft für Alpencross und vor 1,5 Jahren meine Leidenschaft fürs Rennrad. Seit dem bin ich schon mehrere Alpencross gefahren. Meine längste Tagesstrecke war bisher von München nach Bruneck. Da fuhr ich an einen Tag knapp 270 km und ein paar Höhenkilometer.
Nun im Juni plante ich einen “Klassiker” zu fahren, von München an den Gardasee in einem Tag. Mein Ziel war das südliche Ufer des Gardasees, der schöne Ort Lazise. Nach meiner Routenplanung hatte ich eine Strecke von über 400 km vor mir. Je näher die Tour rückte, um so mehr wuchs mein Respekt vor der Strecke. Ich hörte auch in letzter Zeit öfters Begriffe wie Verrückter und Irrer. Das warum erschließt sich mir bisher noch nicht so ganz. Vielleicht erschließt es sich mir irgendwann mal, denke aber nicht. 😉
Neben der Anreise per Rad plante ich auch die Rückreise per Rad zu fahren, natürlich abhängig davon wie es mir geht. Für die Rückreise plante ich mehrere Tage ein, dafür wollte ich auf den Rückweg aber 1-2 Pässe mitnehmen. So unter anderem das Timmelsjoch, das nach den starken Schneefällen heuer, vor einigen Tagen endlich für den Verkehr geöffnet wurde.
Nun aber erst mal zur Anreise. Um 23 Uhr klingelte mein Wecker in der Nacht von Sonntag auf Montag im Münchener Westen in Großhadern. Ich startete um Punkt Mitternacht die Tour, was ich zu den Zeitpunkt noch nicht wusste, das ich in dieser Nacht nicht weit komme würde. So fuhr ich in der Nacht dahin bei klaren Himmel und Mondschein bis nach Bad Tölz.

Am Ortseingang von Bad Tölz trat ich gegen 2 Uhr nachts in die Pedale und es ging nichts mehr. Ich schaute mir mein Fahrrad an und bemerkte, das das Schaltauge hinten gerissen war. Der nächtlichen Uhrzeit wahrscheinlich geschuldet, entfernte ich bei der Schaltung hinten den Umwerfer mit den Gedanken Singlespeed mäßig weiterfahren zu können. Um dann in den Morgenstunden zum Beispiel in Innsbruck nach einen Laden Ausschau zu halten, der mir mein Rennrad wieder reparierte. Dabei dachte ich nicht daran, das die Kette nach Abbau des Umwerfers zu lang ist. Einen Kettennieter und ein Kettenschloss hatte ich leider nicht dabei.

Nach einer Stunde am Fahrrad tüfteln gab ich auf und machte mich auf den Weg zum Tölzer Bahnhof. Hier musste ich leider 2 Stunden lang auf den Zug nach München warten. In München schlief ich 2 Stunden und machte mich dann auf den Weg zu meiner Fahrrad Werkstatt des Vertrauens. Hier erfuhr ich, das sie leider kein passendes Schaltauge da haben und es zu bestellen paar Tage dauern wird. Ein Mitarbeiter des Ladens hatte glücklicherweise einen Tipp für mich, ich sollte es mal beim Trek Store in München probieren, also fuhr ich dort hin. Die hatten noch genau ein passendes Schaltauge auf Lager, das ich dann kaufte. Mit dem Schaltauge dabei machte ich mich dann wieder auf den Weg zum Fahrrad Shop meines Vertrauens, die dann innerhalb einer halben Stunde mein Rennrad wieder flott machten. Vielen Dank dafür. Ich nahm mir vor, in der nächsten Nacht wieder zu starten, diesmal hoffentlich ohne Pannen.
So startete ich in der nächsten Nacht wieder um Mitternacht Richtung Süden. Diesmal passierte ich Bad Tölz ohne eine erneute Panne. Das Wetter war wieder auf meiner Seite. So fuhr ich Richtung Süden bei Mondschein und wenigen Wolken am Himmel. Gegen 4 Uhr morgens erreichte ich den Sylvensteinspeicher. Dieser funkelte wunderschön beim Mondlicht mit den Bergen im Hintergrund dahin. Ich machte hier ein kleine Essen und Trinkpause und entspannte mich kurz. Nach einer 15 minütigen Pause schwang ich mich wieder auf mein Rennrad. Ich hatte ja immerhin noch einige Kilometer vor mir.


Es wurde dann langsam Tag und gegen halb sechs morgens erreichte ich das südliche Ufer des Achensee. Mit Speed ging es nun die Straße von Maurach nach Jenbach ins wunderschöne Inntal runter. Im Inntal ging es zum größten Teil den Fahrradweg entlang bis nach Innsbruck. In Innsbruck kam ich mitten im Berufsverkehr an. Nachdem ich mich in Innsbruck durch den Berufsverkehr durchgekämpft hatte, erreichte ich unterhalb der Bergisel Schanze den Beginn der Brenner Bundestraße. Die Sonne prahlte zu diesen Zeitpunkt schon stark vom Himmel und die Temperatur lang schon bei über 20 Grad. So zog ich mich bevor es den Brenner hochging um und tauschte meine lange Fahrradhose gegen meine kurze Hose.

Dann startete ich die Auffahrt zum Brenner hinauf. Vom Verkehr her ging es, da habe ich schon deutlich mehr Verkehr auf der Brenner Bundesstraße erlebt. Knappe 2 Stunden später sah ich in der nahen Ferne die Tafel vom Brenner Outlet. Paar Minuten später erreichte ich den Brenner. Hier ging ich erstmal einkaufen und meine Getränke und Essen Vorräte auffüllen. Nachdem ich zurück kam, wollte ich weiterfahren und habe mein Fahrrad angehoben um es in Fahrrichtung zu drehen. Dabei fiel der hintere Reifen raus, der Schnellspanner war offen. Es schaut so aus, als hätte jemand während ich einkaufen war, versucht mein Fahrrad zu stehlen. Hatte dann bemerkt, das ich es an den Rahmen festgekettet habe. Leider habe ich die Person dabei nicht erwischt, also zog ich den Schnellspanner wieder fest und weiter ging es. Ich hatte zu diesen Zeitpunkt noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft.

Ab den Brenner fuhr ich dann den Fahrradweg weiter Richtung Süden. Dieser ist hier wirklich super ausgebaut. Mittlerweile war es draußen schon richtig heiß, knapp unter 30 Grad. Nach einer knappen Stunde passierte ich Sterzing. Die Temperatur lag mittlerweile bei über 30 Grad und bei mir kamen Zweifel auf, ob ich es heute wirklich bis zum Gardasee schaffe. Die Zweifel wuchsen während der Fahrt weiter. Kurz hinter Brixen dachte ich bei einer Pause intensiv darüber nach, ob ich mir vielleicht unterwegs eine Unterkunft suche und am nächsten Tag weiter zum Gardasee fahre. Es war mittlerweile um die 35 Grad warm bei strahlenden Sonnenschein. Nach einigen Minuten Pause machte ich mich erstmal wieder auf den Weg. Freie Unterkünfte gab es ja auf den Weg noch genug.
Kurz hinter Bozen erwachte dann mein Kampfgeist wieder, ich entschied für mich „Gardasee ich komme und zwar heute an“. Ich entschied mich aber dafür das Nordufer des Gardasee anzusteuern, aus einen rein pragmatischen Grund. So gab es in Lazise nur noch freie Unterkünfte mit einem Check In bis spätestens 21 Uhr. Das ich bis 21 Uhr Lazise nicht erreichen würde, war mir zu diesen Zeitpunkt leider schon klar.

Mein neues Ziel war also Torbole, das am nördlichen Ufer des Gardasee liegt. Hier fand ich zwei Unterkünfte mit Check In bis 23 Uhr, was auch schon knapp werden könnte. Deswegen buchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts und radelte weiter. Auf Höhe Trento entschied ich mich dann zu buchen und radelte dann weiter in Richtung Rovereto. Dadurch das es am Fahrradweg viele Trinkwasser Stellen gab, sparte ich glücklicherweise viel Zeit, weil ich keine Getränke kaufen musste.
Bei Rovereto verließ ich dann den Fahrradweg und wechselte auf die Straße Richtung Nago Torbole. Es war mittlerweile dunkel geworden. Um 22:15 Uhr stand ich dann endlich oben an der Rampe Richtung Torbole und sah im wunderschönen Mondschein den Gardasee vor mir liegen. Mit einem Blick auf den Gardasee und Torbole radelte ich die Rampe runter und zur Unterkunft weiter, diese erreichte ich gegen 22:30 Uhr. Ein bisschen knapp war es schon, aber geschafft ist geschafft. 🙂


Nach einer kurzen Dusche ging es dann zum Essen. Die Restaurants in Torbole hatten leider schon zu. So gab es eine “Fast” Food Pizza aus einen Art Imbiss und ein Bier am Ufer des Gardasee. Am nächsten Tag sollte es dann weiter zum Südufer des Gardasee nach Lazise gehen, wo Freunde gerade Urlaub machten.
Während des Essen schaute ich mir meine heutige Strecke bei Runtastic an, es lagen 388 km und 5,5 hkm hinter mir. Ein bisschen irre ist das wahrscheinlich schon, ob ich die Strecke nochmal fahren würde in einem Tag? Die Frage kann ich nur mit einem eindeutigen “Ja” beantworten. Jetzt standen aber erstmal zwei Tage Erholung am Gardasee vor mir. Bevor ich dann am Freitag Morgen den Rückweg nach München mit dem Rad antreten sollte.


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